Verhaltenstherapie nach Dr. Fritz Jansen und Uta Streit - das IntraActPlus Konzept

Grundannahmen

Wir lernen durch das Verhalten unserer Bezugspersonen und richten unser Verhalten dementsprechend nach den Reaktionen unserer Umwelt aus. Diese Verhaltensbeeinflussung geschieht im Alltag größtenteils unbewusst, wodurch oft auch unerwünschte Verhaltensweisen ungewollt verstärkt und gefestigt werden. 

 

Gerade Kinder richten ihr Verhalten überwiegend danach aus, wie ihre Bezugspersonen auf bestimmte Situationen reagieren. Dieses geschieht im Abstand von weniger als einer Sekunde. Die positiven oder negativen Rückmeldungen der Bezugspersonen auf das Verhalten des Kindes, die sich in Gestik, Mimik oder Stimmlage zeigen können, wirken sich darauf aus, wie sich das Kind in seinem Verhalten steuert und anpasst.

 

Bsp. 1: Das Kind albert herum, die Bezugsperson lacht. Dadurch speichert das Kind, dass sein Verhalten gut ist. Die Wahrscheinlichkeit, dass das Herumalbern erneut auftritt wird erhöht.

 

Bsp. 2: Das Kind albert herum, die Bezugsperson setzt mit klarem Gesichtsausdruck die Grenze. Das Kind speichert sein Verhalten als nicht gut ab.

 

Bsp. 3: Das Kind albert herum, die Bezugsperson grinst direkt und setzt erst danach die Grenze.

Durch das sofortige unbewusste Signal der Bezugsperson speichert das Kind, dass sein Verhalten - trotz späterer Grenzensetzung - gut ist.

 

Welche Reaktionen Eltern in diesem kurzen zeitlichen Abstand nach dem Verhalten des Kindes zeigen, ist ihnen in den meisten Fällen selbst nicht bewusst, weshalb trotz hoher Erziehungs­motivation Erziehungsziele nicht zur Umsetzung kommen.

 

Konzept

In der verhaltensorientierten Therapie geht man daher davon aus, dass das Verhalten der Kinder und Jugendlichen von unbewusst wahrgenommen sowie von unbewusst gesendeten Signalen beeinflußt wird.

 

Häufig haben Kinder mit Aufmerksamkeits- und Wahrnehmungsstörungen große Probleme günstige Verhaltensweisen zu automatisieren, zu verarbeiten und dann in bestimmten Situationen abzurufen. Reaktionen wie Aggression, Abwehr und soziale Unsicherheit werden zur Gewohnheit. Aufgrund dieser Basis und Ergebnissen der psychologischen Grundlagenforschung entwickelten Dr. Fritz Jansen und Ute Streit ein Konzept für Diagnostik und Therapie bei Verhaltensstörungen.

 

  • Intra - die Kommunikation aller in die Therapie einbezogenen Personen
  • Act - aktives Handeln und aktive Veränderung
  • Plus - einzelne Bausteine, die das Gesamtkonzept ausmachen

 

Das IntraActPlus Konzept ist ein verhaltenstherapeutisches Training, das vor allem bei Kindern und Jugendlichen eingesetzt wird, wobei hier die Beziehung zwischen Kind und Eltern stärker als üblich in die Arbeit mit einbezogen wird.

 

Eine positive Beziehung steht im Mittelpunkt, da diese Beziehung wichtig für den Aufbau von Motivation und für eine positive Eigensteuerung in den verschiedenen Lebensbereichen des Kindes ist. Das Kind lernt sich Ziele zu setzen und den Willen aufzubauen um diese auch zu erreichen.

 

Das IntraActPlus Konzept deckt den ganzen Altersbereich von Säugling über Jugendlichen bis zum Erwachsenen ab. Nach Möglichkeit und Notwendigkeit werden nicht nur die Eltern, sondern auch die Geschwister sowie Verwandte, Erzieher und Lehrer hinzugezogen.

 

Was kann behandelt werden?

  • Lern- und Leistungsstörungen - mangelnde Konzentration, geringe Ausdauer, fehlende Anstrengungsbereitschaft, kaum Motivation
  • Schwierigkeiten beim Lesen, Rechtschreiben und Rechnen
  • Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom - mit und ohne Hyperaktivität
  • oppositionelles Verhalten - Nichteinhalten von Grenzen, aggressive Verhaltensmuster/-weisen
  • soziale Unsicherheit/Selbstwertproblematik
  • Ängste

 

Ziele für das Kind:

  • Verbesserung der Eigensteuerung
  • Steigerung von Konzentrationsfähigkeit und Lernmotivation
  • Entlastung und Struktur von Alltagssituationen
  • Verbesserung der Beziehungsfähigkeit
  • positives sicheres Auftreten in der Gruppe
  • Erlangen einer effektiven Speicherstrategie beim Lernen

 

Durchführung der Therapie

Das Verhaltenstraining beginnt mit einem ausführlichen Gespräch, bei dem die Schwierigkeiten des Kindes und die Zielsetzung von Eltern und Kind verdeutlicht werden. Anschließend erfolgt eine Videodiagnostik, die aus einer Spiel- und einer Lernsituation (bei Bedarf: Körper- und Blickkontakt Situation), sowie aus einem Planungs- und Konfliktgespräch besteht. Für jede dieser Situationen werden ca. 5-10 Minuten eingeplant.

 

Diese präzise Videoanalyse ermöglicht, dass die unbewussten Signale sehr genau erfasst werden und somit der bewußten Wahrnehmung offenbart werden. Das gemeinsame Ansehen und Auswerten der vorher detaillierten Videoaufnahmen (oft nur vereinzelte Sequenzen von bis zu 2 Minuten), führt zu einer hohen Zustimmung und einer bereitwilligen Mitarbeit aller Beteiligten und ermöglicht eine hervorragende Möglichkeit zu sehen, wie sich das eigene Verhalten auf das des Gegenübers auswirkt bzw. wie sich das Verhalten meines Gegenüber in mir auswirkt.

 

Darauf aufbauend werden die einzelnen Therapieschritte besprochen, sowie Hilfestellungen für die Eltern erarbeitet, die eine bewusste Veränderung des elterlichen Verhaltens ermöglicht, um das Kind unterstützen zu können, in seinem Verhalten umzulernen.

 

Die Vorteile des Verhaltenstrainings nach Jansen und Streit liegen darin, dass die Videoanalyse den Eltern und Kindern ermöglicht, ihr Verhalten zu reflektieren und umzustellen, insbesondere jedoch mit der Problematik umzugehen und somit ihr Verhalten auch dauerhaft zu verändern.

 

Durch die lerntheoretischen Hintergründe sind die Eltern in der Lage, das Verhalten des Kindes besser zu verstehen und somit die häufen Konfliktsituationen zwischen ihnen und dem Kind abzubauen. Die konkrete und zielgerichtete Anleitung erleichtert die Umsetzung in den Alltag und somit eine beständige Verhaltensänderung.

 

Kosten

  • Vorgespräch 135 Euro (ca. 45 min / Videoaufzeichnung inkl. Auswertung ca. 90 min)
  • Auswertungsgespräche 90 - 120 Euro (im Abstand von ca. 6 Wochen je nach Bedarf, Dauer individuell jeweils 90 - 120 min

 

Im Einzelfall können gültige Verordnungen für Ergotherapie angerechnet werden. In diesem Fall fällt eine Zuzahlung von 10 Euro / Stunde an. Bei Therapiekindern entfällt im Einzelfall das Vorgespräch.

Verhaltenstherapie nach Dr. Fritz Jansen und Uta Streit: Anmeldung per E-Mail unter info@ergotherapie-lichtenrade.de oder telefonisch unter 030-70077860.